Warum ist Chasen das Herzstück der japanischen Teezeremonie?
Der Chasen (茶筅), ein traditioneller japanischer Besen zum Aufschlagen von Matcha, ist ein unscheinbares, aber unglaublich wichtiges Element der japanischen Teezeremonie. Obwohl er auf den ersten Blick ein einfaches Werkzeug zu sein scheint, verbirgt er eine jahrhundertealte Geschichte, handwerkliches Können und eine Symbolik von Harmonie, Respekt und Einfachheit – Werte, die der japanischen Kultur so nahe stehen.
Ein kurzer Blick in die Vergangenheit
Die erste Erwähnung eines Chasen-ähnlichen Werkzeugs stammt aus der Song-Dynastie in China, wo es zum Aufschlagen von Teepulver (Diancha) verwendet wurde. Obwohl das genaue Aussehen dieses ursprünglichen Schneebesens unbekannt ist, wird angenommen, dass das Werkzeug von dort nach Japan gelangte.
Die erste urkundliche Erwähnung des japanischen Chasen findet sich in der Muromachi-Zeit (1336–1573) , während der Herrschaft des achten Shoguns Ashikaga Yoshimasa. Der Legende nach bat Teemeister Murata Jukō seinen Freund Sosui Irido – den Sohn des Herrn der Burg Takayama –, einen hochwertigen Teebesen herzustellen. Als Murata nach Kyoto zog, überreichte er ihn Kaiser Gotomima, der von seiner Qualität so beeindruckt war, dass er ihn „Takaho“ nannte. So entstand das Handwerk des Takayama Chasen.

Takayamas handwerkliches Erbe
Seitdem haben die Handwerksfamilien Takayamas die Kunst der Chasen-Herstellung perfektioniert und das Können von Generation zu Generation weitergegeben. Heute repräsentieren einige Meister die 18. oder sogar 25. Generation der Chasen-Hersteller . Leider verschwindet auch diese Kunst, wie viele traditionelle japanische Handwerkskünste. Heute werden die meisten Matcha-Besen in Massenproduktion hergestellt, normalerweise außerhalb Japans, vor allem in China. Authentische Takayama-Chasen werden jedoch noch immer in Handarbeit aus lokalem Bambus hergestellt, und zwar nach einer über 500 Jahre alten Tradition . In Japan gibt es nur noch etwa 18 Meister , die diese Kunst fortführen. Einige, wie Suikaen Tanimura Yasuburo, nehmen mittlerweile Schüler außerhalb ihrer Familien auf, um ihr Wissen zu bewahren.

Bambus – Chasens Herz
Der Bambus, aus dem Chasens hergestellt werden, ist eine Pflanze mit außergewöhnlichen Eigenschaften. Etwa 600 der weltweit 1.500 bekannten Arten wachsen in Japan. Für die Herstellung von Chasens wird meist dreijähriger Bambus verwendet, da er die entsprechende Härte und Flexibilität besitzt. Er wird im Winter zwei Monate lang natürlich getrocknet ( Kanboshi genannt) und anschließend zwei weitere Jahre in Lagerhallen gelagert. Dieser lange und präzise Prozess gewährleistet höchste Materialqualität.
Für die Herstellung von Chasen werden am häufigsten drei Bambusarten verwendet: weißer ( Shiratake ), rußiger ( Susudake ) und schwarzer oder violetter ( Kurotake ). Manchmal wird auch Madake – grüner , unreifer Bambus – verwendet. Unterschiede zwischen den Sorten zeigen sich unter anderem in der Farbe, Flexibilität und Form der Zähne des Chasen.

Wie man einen Chasen macht – Schritt für Schritt
- Haratake (原竹) – Man wählt zunächst ein passendes Stück Bambus aus, meist etwa 12 cm lang. Der untere Teil mit dem Knoten bildet den Stiel (e), während der obere Teil den Kopf des Besens (hosaki) bildet.
- Katagi (片木) – die Spitze des Bambus wird in 16 dicke Streifen geschnitten – dies ist der erste Schritt bei der Herstellung der Zehen.
- Kowari (小割) – jeder dicke Streifen wird in sehr dünne Zehen geschnitten, deren Anzahl bis zu 120 betragen kann. Anschließend werden die äußeren Zehen ( sotoho ) leicht nach außen gebogen, während die inneren Zehen ( uchiho ) innen bleiben und beim Stampfen des Tees für Flexibilität sorgen.
- Aji-kezuri (味削り) – Zehen werden in heißem Wasser eingeweicht, um sie weicher zu machen. Anschließend wird ihre Oberfläche leicht abgeschrägt, um sie biegsam, leicht und formschön zu machen.
- Mentori (面取り) – die scharfen Kanten der Zehen sind abgerundet und geglättet, um die Schale nicht zu beschädigen und den Matcha gut aufzuschäumen.
- Shita-ami (下編) – die Zehen sind in zwei Schichten getrennt: eine innere und eine äußere, wodurch eine charakteristische Kopfform entsteht.
- Ue-ami (上編) – Direkt über dem Griff wird ein dünner Faden (meist schwarz oder farbig) an die Zinken gebunden – das nennt man Itomaki. Dadurch wird der Chasen stabil und behält seine Form.
- Shiage (仕上げ) – Abschließend prüft der Meister Symmetrie, Form und Elastizität. Der fertige Chasen ist nicht nur ein Werkzeug, sondern ein kleines Kunstwerk.

Wie benutzt man Chasen?
Die Verwendung eines Chasen ist nicht nur eine Technik, sondern auch eine Kunstform, die in der Tradition der japanischen Teezeremonie verwurzelt ist. Perfekt aufgeschäumter Matcha erfordert etwas Übung – aber keine Sorge, jeder kann es lernen.
Schritt für Schritt – Matcha mit Chasen zubereiten:
Befeuchten Sie den Chasen vor Gebrauch
Den Besen kurz in warmes Wasser einweichen. Dadurch werden die Bambuszehen weicher, brechen nicht und der Tee lässt sich besser aufschäumen.
Stellen Sie sicher, dass es sauber ist
Verwenden Sie immer einen sauberen, gut abgespülten Chaser – frei von Rückständen der vorherigen Verwendung.
Matcha und Wasser hinzufügen
Geben Sie etwa 1–2 Gramm Matcha-Pulver in eine Schüssel (Chawan), gießen Sie eine kleine Menge heißes (aber nicht kochendes!) Wasser hinzu – am besten etwa 70–80 °C.
Kräftig schlagen
Halten Sie den Chasen senkrecht und machen Sie schnelle Bewegungen, die dem Buchstaben „M“ oder „W“ ähneln. Rühren Sie nicht in kreisenden Bewegungen – das Ziel ist, den Tee zu belüften, nicht nur zu vermischen. Es sollte sich eine dicke, gleichmäßige Schicht feinen Schaums bilden.
Halten Sie den richtigen Winkel
Drücken Sie nicht zu fest – die Zinkenspitzen sollten den Boden der Schale nur leicht berühren. So vermeiden Sie Beschädigungen des Chasen und erzeugen einen zarten, samtigen Schaum.
Genieße den Moment
Denken Sie daran, dass die Zubereitung von Matcha auch ein Moment der Achtsamkeit ist. Konzentrieren Sie sich auf die Bewegung Ihrer Hand, den Duft des Tees und das Geräusch des Schneebesens – all das ist Teil des Erlebnisses.
Wie pflegt man einen Chasen?
Damit Ihr Chasen möglichst lange hält und seine Funktion gut erfüllt, lohnt es sich, einige Pflegeregeln zu beachten:

Ein gut gepflegter Chasen kann bei täglichem Gebrauch mehrere Monate halten, bei Sammlerversionen sogar noch viel länger.
Zusammenfassung
Der Chasen dient nicht nur zum Aufschäumen von Matcha – seine Bewegungen symbolisieren die Rundheit, den Frieden und die zyklische Natur. In traditionellen Teezeremonien hat die Art und Weise, wie Matcha geschlagen wird, rituelle und spirituelle Bedeutung. Die Verwendung des Chasen ist mehr als nur eine Technik – es ist eine Form der Meditation in Bewegung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist Chasen zur Matcha-Zubereitung notwendig?
Es ist nicht unbedingt notwendig, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Ein Chasen ist ein traditionelles Werkzeug, mit dem Sie den perfekten Schaum erzielen und das volle Aroma von Matcha hervorbringen können – insbesondere im Rahmen des Rituals und der ruhigen Zeremonie. Wenn Sie nur ein schnelles Getränk wünschen, können Sie einen elektrischen Milchaufschäumer verwenden, aber der Effekt (sowohl Geschmack als auch Aussehen) wird anders sein. Für Liebhaber eines authentischen Matcha-Erlebnisses ist ein Chasen nach wie vor unverzichtbar.
Wie wählt man den richtigen Chasen aus?
Die Wahl des richtigen Chasens hängt von Ihren Bedürfnissen und Ihrem Können ab. Für Anfänger reicht ein Modell mit etwa 80 Zehen – es ist vielseitig einsetzbar, einfach zu handhaben und erzeugt einen guten Matcha-Schaum. Für Teezeremonien eignen sich Modelle mit unterschiedlicher Anzahl an Zehen (z. B. 100 oder 120). Form und Dichte des Chasens eignen sich für verschiedene Teezubereitungsstile und -schulen. Achten Sie darauf, dass der Chasen aus einem einzigen Stück natürlichem Bambus gefertigt ist – das garantiert Langlebigkeit und Authentizität.